Sechs Athlet:innen nahmen am Dienstag die Paraclimbing-Qualifikation in Angriff, und alle sechs sollten nach überzeugenden Vorstellungen den Sprung in das Finale schaffen. Die jeweiligen Finalbewerbe starten nach einem Tag Pause am Donnerstag, den 10. August um 13:00 Uhr statt.
200 Athlet:innen aus 25 verschiedenen Ländern sorgten in der Paraclimbing-Qualifikation in 17 Kategorien für einen spektakulären Auftakt in die zweite WM-Woche. Alle sechs KVÖ-Athlet:innen konnten starke Leistungen an die Wand bringen und zogen in das Finale am kommenden Donnerstag ein. Angelino Zeller (1.), Markus Pösendorfer (2.) und Daniel Kontsch (4.) boten in der Kategorie AL1 einmal mehr eine tolle Show und kämpfen nun mit dem US-Amerikaner Tanner Cislaw um WM-Edelmetall.
„Es war sehr cool heute und es gab wirklich spannende Routen. Wir hatten noch nie eine Rastposition im Sitzen, das war komplett neu für uns. Bei der zweiten Tour bin ich zwar weit gekommen, aber dann war ein Zug dabei, der für uns ‚Hangler‘ nicht machbar war – das hat mich ein wenig geärgert. Mich freut es, dass Markus (Anm.: Pösendorfer) in der ersten Route gleich weit gekommen ist wie ich. Das sind die Erlebnisse, die uns gegenseitig pushen. Es ist ein besonderes Erlebnis, dass wir alle drei im Finale stehen. Gemeinsam wollen wir am Donnerstag für ein grandioses Finale sorgen. Es ist grandios, dieses Erlebnis mit den beiden teilen zu können“, zeigte sich Doppel-Weltmeister Angelino Zeller nach 33+ & 49 Griffen zufrieden.
In dieselbe Kerbe schlägt auch Markus Pösendorfer (33+ & 43 Griffe), der in der ersten Route an derselben Stelle wie Zeller ausgestiegen ist. „Das war wirklich Freude pur heute. Die erste Route war sehr spannend und wir konnten vorab nicht einschätzen, was da wirklich auf uns zukommt. Sie hat von allen Seiten anders ausgeschaut. Wir hatten noch nie eine Passage in der Route, wo wir uns hinsetzen mussten. Das war eine wirkliche Herausforderung und echt schwierig. Ich war froh, dass ich das so gut hinbekommen habe. Die zweite Tour hat einfach nur Spaß gemacht. Ich freue mich auf das Finale, es ist immer etwas Besonders. Wir werden uns wieder gut vorbereiten, den Fokus hochhalten und hoffen auf eine super Route – dann werden wir drei das Ding rocken.“
Teamkollege Daniel Kontsch (20+ & 25+ Griffe) zog mit Platz vier erstmals in ein WM-Finale ein und ergänzte: „Das erste Ziel ist abgehakt. Jetzt will ich im Finale noch einmal alles raushauen. Die erste Route hat mich überrascht, ich habe leider viel Energie beim Suchen der Griffe vergeudet. In der zweiten Tour ist es besser gegangen. Zwischen Tanner (Anm.: Cislaw) und mir ist das immer eine enge Geschichte. Es wird jedenfalls ein tolles Finale, in dem die Karten neu gemischt werden. Für mich hat mein erstes WM-Finale einen sehr hohen Stellenwert.“
Mit Willensleistung ins Finale
Nach einer schwierigen Vorbereitung hat sich Jasmin Plank (22 & 41+ Griffe) bei der Qualifikation von ihrer besten Seite gezeigt. In der Kategorie RP2 lag die Tirolerin nach der ersten Route in der Gesamtwertung noch auf Rang drei, holte sich aber nach einer Energieleistung auf der zweiten Tour noch Platz eins und geht nun mit viel Selbstvertrauen in die bevorstehende Medaillenentscheidung.
„In der ersten Route habe ich mich nicht so gut gefühlt. Das ist etwas anders gelaufen, als ich gedacht habe. Ich habe versucht, Ruhe zu bewahren, und bin dann so in die zweite Route eingestiegen. Nach vier, fünf Griffen habe ich schnell gemerkt, dass das genau mein Ding ist. In weiterer Folge konnte ich alles rausholen und freue mich, dass ich jetzt am Donnerstag im Finale stehe. Dort will ich das Unmögliche möglich machen, genauso wie bei der zweiten Tour heute“, strahlte Plank nach ihrem Sieg in der Qualifikation.
Duo belohnt sich mit Finalteilnahme
Auch in der Kategorie B2 schaffte mit Linda Le Bon (Top & 42+ Griffe) und Edith Scheinecker (Top & 40+ Griffe) ein rot-weiß-rotes Duo den Einzug in das Finale der besten vier Athletinnen. Während Le Bon mit Platz zwei früh auf der sicheren Seite war, saß Scheinecker mit Rang vier lange am Schleudersitz. Am Ende klappte es für die 56-jährige Oberösterreicherin doch noch mit dem erhofften Finaleinzug.
„Bei der ersten Route bin ich zügig zum Top gekommen, bei der zweiten Route habe ich mir schwerer getan, vor allem mit den gelben Griffen. Ich bin wirklich sehr froh, dass sich das Finale ausgegangen ist. Ich habe bislang mein Bestes gegeben, möchte aber am Donnerstag noch einmal voll angreifen. Da muss noch etwas gehen. Es wird jetzt wieder alles auf null gedreht, von daher haben wir alle die gleichen Chancen. Zwischen Platz zwei und vier war es sehr eng, das wird es auch im Finale werden. Mein Ziel ist das Stockerl – das möchte ich noch einmal erleben“, erklärte Scheinecker, die mit Silber und Bronze bereits zwei Mal WM-Edelmetall zu Hause hat.
Scheineckers Teamkollegin Le Bon ist nach dem Finaleinzug ebenfalls zufrieden und freut sich auf die entscheidende Finalroute: „In der ersten Route hatten wir ein kleines Kommunikationsproblem, in der zweiten habe ich dann technische Fehler eingebaut. Das will ich im Finale besser machen und um einen Podestplatz kämpfen. Wir haben eine Route, da muss alles passen! Vor ein paar Monaten habe ich nicht einmal gewusst, dass es Klettern für Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung gibt. Mein Ziel für 2023 war es, den Sprung ins Nationalteam zu schaffen, jetzt bin ich hier in Bern bei einer Weltmeisterschaft – das ist einfach unglaublich. Ich habe mein Leben komplett umgestellt, ich werde meinen Weg weitergehen. Es macht mir einfach nur Spaß.“
Die Finalbewerbe finden nach einem Tag Pause am Donnerstag, den 10. August, ab 13:00 Uhr statt.
WEITERES PROGRAMM IFSC KLETTER-WM BERN
9. August: Boulder & Lead Damen & Herren, Semifinale
10. August: Speed Damen & Herren, Qualifikation & Finale | Paraclimbing Damen & Herren, Finale
11. August: Boulder & Lead Damen, Finale
12. August: Boulder & Lead Herren, Finale