Mit großer Selbstdisziplin zum Erfolg

Vor zwei Jahren war Linda Le Bon in der Paraclimbing-Szene noch ein unbeschriebenes Blatt.

Die 59-Jährige stellte sich ihrer neuen persönlichen Herausforderung und arbeitet in der Kategorie B2 tagtäglich mit großer Hingabe. Bereits 2023 bei der Paraclimbing-Weltmeisterschaft in Bern war Le Bon knapp an einer Medaille dran. Doch der erste Ärger verwandelte sich schnell in Motivation, noch besser zu werden. Nun hat die gebürtige Belgierin ihre lange sportliche Laufbahn beim Heim-Weltcup in Innsbruck-Tirol gekrönt. Die 59-Jährige klettere am Dienstagabend im Finale am weitesten (60+) und holte vor Top-Favoritin und Quali-Siegerin Seneida Biendarra (ESP/60 Griffe) ihren ersten Sieg im Paraclimbing-Weltcup. „Das bedeutet mir sehr viel. Irgendwie habe ich gespürt, dass es gehen könnte. Man braucht halt auch das nötige Glück auf seiner Seite. Es war extrem knapp, aber es ist ein unfassbar schönes Gefühl. Langsam, aber sicher realisiere ich das auch. Das Ergebnis zeigt, dass es sich lohnt, um jeden Griff und jede Bewegung zu kämpfen“, freut sich Le Bon. 

 

Erfolge feierte Le Bon in ihrer Karriere bereits einige. Sie war Leichtathletin, Langläuferin, wurde Militärweltmeisterin im Orientierungslauf – alles für Belgien. Ihre große Liebe war der Skisport, weshalb sie mit ihrer Familie jährlich zum Skifahren nach Mühlbach am Hochkönig kam. „Wir sind jedes Jahr etwas länger geblieben. Und eines Winters hat mir meine damals achtjährige Tochter gesagt, dass sie die Aufnahmeprüfung für die Skihauptschule machen will. Ich habe ihr gesagt, wenn sie es schafft, ziehen wir nach Mühlbach. Und sie wurde tatsächlich genommen“, übersiedelte sie 2004 in das Bergdorf am Fuße des Hochkönigs.

 

Aufgrund einer Makuladegeneration verlor Le Bon große Teile ihres Sehvermögens, dennoch wagte sie sich wieder auf Ski. Bei den Paralympischen Spielen in Peking 2022 startete sie, mit ihrer Tochter als Guide, für Belgien und holte drei Top-10-Plätze, im Paraclimbing startet sie für Österreich. „Ich habe beim Paraski auch nur zwei Jahre gebraucht, bis ich mir mein Ticket für die Paralympics gesichert habe. Man braucht eine große Hingabe, einen genauen Plan und muss wissen, wo man hin will. Ich hatte einen schweren Unfall und mein Knie war dann ziemlich kaputt. So bin ich zum Klettern gekommen. Im Überhang geht das erstaunlich gut. Ich habe gesehen, dass ich mit großer Selbstdisziplin und der richtigen Ernährung auch in meinem Alter noch Höchstleistungen erbringen kann. Viele kleine Sachen machen am Ende ein erfolgreiches Gesamtpaket.“

 

2023 schaffte es die Salzburgerin bei ihrem Weltcup-Debüt in Innsbruck auf Anhieb ins Finale und belegte Rang vier, ein Jahr später jubelt sie vom obersten Podest. Dabei musste sich Le Bon im Finale, wie so oft in ihrem Leben, auf eine ungewohnte Situation einstellen. Alexander Guster fungierte erstmals als ihr Ansager. „Aufgrund der neuen Regel darf ein Ansager nur noch eine Athletin betreuen, daher mussten wir unseren Prozess adaptieren. Es war ohne gemeinsame Trainingszeit unsere Premiere. Wir haben das wirklich gut hinbekommen und viel gesprochen, das hat geholfen. Wir haben uns sozusagen gemeinsam durch die Route gekämpft.“

 

Mit der Paraclimbing-EM wartet 2024 auf Le Bon noch ein weiteres Highlight. „Ich versuche 2024 noch so gut es geht zu klettern. Speziell bei der EM in Villars möchte ich eine gute Leistung zeigen. Genau dort habe ich meine erste Silbermedaille gewonnen, daher habe ich dorthin eine sehr enge Verbindung und super Erinnerungen“, sagt die 59-Jährige. Nach einer hoffentlich weiterhin erfolgreichen Saison wartet auf Le Bon im Oktober allerdings eine unaufschiebbare Operation. „Jetzt ist mein Knie wirklich hinüber. Im Oktober werde ich operiert und bekomme ein neues Knie. Mein Arzt hat mir gesagt, dass ich vier Wochen später wieder klettern kann. Ich vertraue ihm. Klettern ist momentan sehr wichtig für mich. Es gibt mir sehr viel und ich sehe noch sehr viel Potential. Das möchte ich noch ausschöpfen“, berichtet die gebürtige Belgierin.

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