„Unterm Strich kann ich sagen, dass das Jahr besser als erhofft gelaufen ist. Ich bin mit einem klaren Plan in die Saison gegangen, und das hat mir sehr geholfen. Ich habe den Fokus auf den Vorstieg gelegt, weil wir hier mehr Chancen gesehen haben, dass ich vorne mitklettern kann. Das ist voll aufgegangen, das hat man vor der Saison schon in den einzelnen Selektionen gesehen“, verrät Flora Oblasser.
Und dann kam im Juni Innsbruck – der perfekte Ort für eine junge Athletin, um ihr Debüt im Weltcup zu feiern. Während man vielen Kletterinnen vor ihrer Premiere die Nervosität ansieht, zeigte sich die 16-Jährige gelassen, aber komplett fokussiert. Auch wenn Oblasser nach einer mehr als überzeugenden Vorstellung mit Platz 10 um gerade einmal einen Griff den Einzug ins Finale verpasst hatte, waren sich die Kletterfans sicher: Das war mehr als nur eine große Talentprobe. „Das Finale wäre ein Traum gewesen. Ich war knapp dran, aber es hat dann nicht gereicht. So ist das im Spitzensport. Somit habe ich schon eines meiner Ziele für 2025. Es war jedenfalls ein unfassbar cooles Erlebnis. Wenn man da auf die Bühne rausgeht und die Stimmung aufsaugt, ist das schon etwas Besonderes. Ich denke, ich habe ganz gut zeigen können, was ich draufhabe.“
Aber damit war die Saison für die Tirolerin bei weitem nicht vorbei. Es folgte der Weltcup in Chamonix (FRA), der es der 16-Jährigen angetan hat. „Chamonix ist wirklich top. Ich liebe es, dort zu klettern. In der Qualifikation habe ich nicht ganz so performt, wie ich mir das vorgestellt habe, dafür ist es im Semifinale unglaublich gut gelaufen. Vom Gefühl her, war das meine beste Leistung in dieser Saison. Als Belohnung gab es die erste Finalteilnahme“, so Oblasser.
Auf dem Weg nach oben
„In Briançon gab es das zweite Finale, und das gab mir viel Selbstvertrauen. Aber noch mehr habe ich mich über den Podestplatz von Mattea (Anm.: Pötzi) gefreut. Sie hat so hart gearbeitet und es sich einfach verdient. Schön, dass ich da hautnah dabei war“, sagt die Tirolerin, die den Teamspirit herausstreicht: „Es macht einfach richtig viel Spaß, wir pushen uns gemeinsam und versuchen, nicht nur im Wettkampf, sondern auch in den Trainings ans Limit zu gehen. Wir haben mit Jessy (Anm.: Pilz) im Lead ein absolutes Zugpferd. Ich bin gerade am Sprung und versuche einfach, besser zu werden. Wir sind echt ein eingeschworenes Team, in dem jeder jedem alles gönnt.“
Auch wenn nach den Höhepunkten im Weltcup die Jugend-Weltmeisterschaft und die Jugend-Europameisterschaft nicht nach Wunsch verlaufen sind, nimmt die 16-Jährige wichtige Erkenntnisse mit ins neue Jahr. „Die Motivation für das Training im Winter ist sehr groß. Je mehr ich jetzt reinstecke, desto mehr kommt am Ende raus. Ich werde versuchen, auch in den Qualifikationen mit mehr Spannung hineinzugehen. Ich habe die Qualität, aber man darf sich nichts erlauben – das Niveau wird immer besser. Entschlossen klettern, ohne sich groß Gedanken zu machen, steht auch auf meiner Liste. Ebenso darauf, unnötige Fehler zu vermeiden.“
Oblasser hat in den letzten Wochen und Monaten viel investiert und einen großen Sprung gemacht. „Ich habe bereits im November wieder mit dem Training angefangen, auch wenn die anderen sich mit dem Einstieg mehr Zeit gelassen haben. Ich habe noch Aufholbedarf, daher habe ich mich für diesen Weg entschieden und wollte die Zeit dafür nutzen. Ich ziehe das jetzt zwei Monate durch und bin mir sicher, dass ich dadurch auf einer guten Basis aufbauen kann.“
Und wie sieht es in puncto Zielsetzung für 2025 aus? „Das ist immer schwer zu sagen, aber ich habe das WM-Finale und ein Weltcup-Podest als Ziele im Kopf. Ob es dann 2025 schon so kommen wird, wird man sehen. Ich will jedenfalls in jedem Training bzw. in jedem Wettkampf die beste Flora sein, die möglich ist.“