Fischhuber legt Traineramt nieder

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Der Kletterverband Österreich verliert in den kommenden Monaten eine wichtige Stütze. Kilian Fischhuber, Österreichs Trainer des Jahres 2024, legt sein Amt als Nationalcoach nieder. Der 41-Jährige will in Zukunft kürzertreten und als Lehrer in einer Schule tätig sein. „Es sind gemischte Gefühle, weil es ein sehr lässiger Job ist. Es ist ein enormes Privileg, mit diesem großartigen Team zu arbeiten. Für mich war immer klar: Ganz oder gar nicht.“

Nach mehreren Jahren „ganz“ entschied sich Fischhuber nun für „gar nicht“. Ausschlaggebend war die familiäre Situation, der in Tirol lebende Niederösterreicher ist inzwischen zweifacher Familienvater: „Ich habe im letzten Jahr schon zurückgeschraubt, im Endeffekt sind die Reisen und die Vor-Ort-Betreuung genau das Coole an dem Job. Um derart erfolgreich zu sein, wie wir es in den letzten Jahren waren, muss man viel investieren. Das ist für mich nicht mehr möglich.“

 

„Der coolste Job in dem Geschäft“

 

Nach einer erfolgreichen Karriere als Wettkampfkletterer samt zwei WM-Silbermedaillen, einem EM-Titel und 21 Weltcupsiegen im Bouldern wurde Fischhuber Ende 2019 als Teil des neuen Trainerteams des Kletterverband Österreich präsentiert. In den vergangenen fünf Jahren war er mitverantwortlich für große Erfolge, darunter drei Olympia-Medaillen durch Jakob Schubert und Jessica Pilz.

 

„Es war ein cooler Prozess, ein schöner, gemeinsamer Weg. Mit Jakob bin ich früher noch gemeinsam geklettert, dann durfte ich ihn als Trainer begleiten. Das ist jetzt vorbei. Es ist schade, weil gerade jetzt wieder sehr vielversprechende junge Athlet:innen nachkommen“, blickt er zurück.

 

Eine andere Rolle im Verband mit weniger Reisetätigkeiten war kein Thema. „Nationalcoach ist sicher der coolste Job in dem Geschäft, zu Olympischen Spielen zu fahren ist ein Privileg. Das ist nicht zu toppen. Ich hätte auch anders als Trainer aktiv sein können, auf einem anderen Niveau. Ich glaube aber nicht, dass ich dort glücklich wäre.“

 

„Fachlich und menschlich ein Verlust“

 

Unmittelbar nach dem Gespräch mit dem Verband informierte Fischhuber Jakob Schubert über seine Entscheidung. Der zweifache Olympia-Medaillengewinner zeigt Verständnis: „Kili war ein wichtiger Wegbegleiter für mich, sowohl als Trainingspartner und Teamkollege wie auch als Coach. Vor allem bei der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele war er eine riesige Unterstützung, ohne ihn hätte ich mir den Traum einer Olympiamedaille nicht erfüllen können. Für uns ist es sicher ein Verlust, aber wir alle verstehen seine familiäre Situation und wünschen ihm für die Zukunft nur das Beste.“

 

Ähnlich sieht es auch KVÖ-Geschäftsführer Heiko Wilhelm: „Für uns ist es nicht nur fachlich, sondern auch menschlich ein großer Verlust. Kilis Verdienste sind eigentlich kaum in Worte zu fassen. Er hat nach seiner erfolgreichen Wettkampf-Karriere auch in der Rolle als Trainer bewiesen, dass er zu den Weltbesten gehört und dabei nie die Bodenhaftung oder sein Gespür für das Team verloren. Gleichzeitig haben wir absolutes Verständnis für seine Entscheidung und wünschen ihm alles Gute für die Zukunft.“

 

Schulklasse statt Kletterhalle

 

Bis zum Heim-Event, dem IFSC Climbing World Cup Innsbruck (23. bis 29. Juni), wird Fischhuber noch als KVÖ-Coach tätig sein. Zum neuen Schuljahr 2025/26 will er als Lehrer tätig sein. „Ich habe insgesamt zwölf Jahre studiert, zunächst Sportwissenschaften, dann Englisch dazu und auf Lehramt. 2014 habe ich es abgeschlossen und 2015/16 mein Unterrichtspraktikum absolviert. Ich bin jetzt über 40 und eigentlich ein ‚Junglehrer‘ ohne Erfahrung in der Schule. Das wird auch für mich eine völlig neue Situation, da muss ich mir erst wieder etwas aufbauen.“

 

Der ehemalige Weltklasse-Kletterer sieht seinen Abgang auch als Chance. „Seit 1999 habe ich internationale Wettkämpfe bestritten, von 2015 bis 2019 war ich etwas weiter weg, aber ich war im Grund 26 Jahre lang durchgehend in dem Business. Nach einer so langen Zeit ist man gesättigt, das ist auch eine Gefahr. Vielleicht ist ein frischer Wind gut.“

 

Die Auszeichnung „Trainer des Jahres 2024“, die Fischhuber bei der Lotterien Sporthilfe-Gala entgegennahm, könnte als perfekter Schlusspunkt der Trainerkarriere angesehen werden. Fischhuber winkt jedoch ab: „Diese Auszeichnung ist nur möglich, wenn die Athlet:innen erfolgreich sind. Es war und ist eine Anerkennung für die Athlet:innen und das System – den Verband, die Halle, das Trainerteam. Es gibt keine Auszeichnung für einen Coach, weil er so ein toller Checker ist. Wenn aus dem System ein kleiner Teil weggeht, bleibt das System erhalten. Ich habe die Auszeichnung damals abgeholt, man hätte sie aber anderen Menschen aus dem Team genauso geben können.“ Nachsatz: „Der Pokal bleibt im KVÖ-Büro stehen, es ändert sich also doch nicht alles.“

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